Seit Wochen vollzieht sich in Deutschland im Bereich des Glücksspiels ein gewaltiger Umbruch. Immer mehr Spielhallen im Land fangen an ihre Novoline Spielautomaten oder Slots von Merkur in den Glücksspieltempeln abzubauen und die Pforten für uns Zocker zu schließen.
Nicht nur verlieren hierdurch diverse Betreiber ihre Existenzgrundlage und tausende Mitarbeiter ihren Job, sondern den Spielautomaten-Herstellern werden außerdem eine ganze Menge Käufer abhanden kommen.
Gerade die großen Konzerne trifft es hier gleich doppelt:
- Unternehmen wie Gauselmann (bekannt für seine Merkur Spielautomaten), ist zugleich Hersteller und Betreiber von mehr als 200 Spielotheken.
- Bei Novomatic sieht es ähnlich aus, die Österreicher produzieren nicht nur die Novoline Slots, sondern betreiben ebenfalls unzählige Spielhallen und sind selbst in Online Casinos zu finden.
- Selbst an Bally Wulff geht das Ganze nicht vorbei. Zwar stellt dieser nur Spielautomaten her, doch seine Muttergesellschaft, die Schmidt Gruppe zu der die Berliner gehören, ist ebenfalls mit mehreren hundert Spielhallen im Geschäft.
Während jedoch zum Thema Spielothekensterben kaum etwas von Bally Wulff oder der Schmidt Gruppe zu hören ist, geben sowohl Gauselmann als auch Novomatic nicht klein bei. Wie die beiden größten Glücksspielunternehmen in Europa bereits vor Wochen angekündigt haben, kämpfen sie dabei um jedes Etablissement und um jeden Novoline oder Merkur Spielautomaten.
Insgesamt sind in Deutschland rund 18.000 Konzessionen zum Betrieb einer Spielhalle bis heute erteilt worden. Davon halten Novomatic, Gauselmann und die Schmidt Gruppe den Hauptteil. Anders jedoch als die beiden Hersteller der Novoline und Merkur Spielautomaten, die ebenfalls im Ausland Casinos und Spielotheken betreiben, ist die Schmidt Gruppe nur in Deutschland aktiv. Dadurch kann sie somit den Wegfall zahlreicher Glücksspieltempel nicht über das Auslandsgeschäft kompensieren.
Novomatic klagt fleißig
Der Hersteller der beliebten Novoline Spielautomaten und Erfinder des Klassikers unter den Slots, Book of Ra, hat keinerlei Interesse daran irgendeinen Standort freiwillig aufzugeben. Zwar sollten bereits seit Juli fast 50 Prozent aller Spielhallen in Deutschland dichtgemacht werden, doch mit Klagen vor den Gerichten lässt sich dies vielleicht verhindern oder zumindest verzögern.
Und Gründe für Klagen gibt es für die Spielautomatenhersteller genug: Denn vieles an den diversen Umsetzungsverordnungen zu den Abstandsregeln im neuen Glücksspielgesetz ist unausgegoren und manchmal sogar rechtswidrig.
Überall wo Chancen bestehen, die eigene Spielhalle und die darin aufgestellten Novolin Spielautomaten zu retten, klagt Novomatic fleißig vor Gericht. Laut Agenturmeldungen bereits in mehr als 60 Fällen. Allerdings dürfte dies erst der Anfang sein, denn nach Angaben der Österreicher betreibt das Unternehmen in Deutschland rund 560 Spielotheken und hält ungefähr 1.200 Konzessionen.
Um jede einzelne, von der Schließung bedrohte Spielhalle, wird Novomatic wohl kämpfen. Und in vielen Fällen sind die Chancen vor Gericht den eigenen Standort zu retten nicht allzu schlecht. So urteilte erst vor kurzem in Niedersachsen das höchste Gericht des Landes zugunsten der Betreiber. Denn das Bundesland wollte das Los entscheiden lassen, welches Etablissement schließen muss, wenn zwei oder mehrere Glücksspieltempel den Mindestabstand unterschreiten.
Die Richter sahen hierin einen Verstoß, denn vorher hätten zuerst die Sachkriterien der einzelnen Spielhallen miteinander verglichen werden müssen. Aufgrund diesen Urteils dürfen nun sämtliche Spielotheken, die im Losverfahren unterlagen, ihre Novoline Spielautomaten mindestens noch bis Ende nächsten Jahres weiter betreiben. Bis dahin hat die Landesregierung Zeit ein vernünftiges Auswahlverfahren in Gang zu setzen.
Novomatic betreibt seine Spielhallen in Deutschland unter diversen Tochterfirmen. Zum einen stehen seit vielen Jahren die Novoline Spielautomaten in den Glücksspieltempeln von Löwen Entertainment und Admiral, zum anderen gehören seit diesem Jahr ebenfalls alle Spielhallen der vormals deutschen Casino Royal zu den Österreichern.
Gauselmann ist schon bei über 100 Klagen
Genau wie der Konkurrent aus Österreich, geht Gauselmann ebenfalls sehr oft gerichtlich gegen potentielle Schließungen seiner Spielhallen vor. Wir Spieler kennen diese unter dem Namen Casino Merkur-Spielotheken, an deren Frontfassade uns die große, ewig gut gelaunte Sonne des Unternehmens anlächelt.
Der Konzern betreibt ebenfalls hunderte Spielotheken mit tausenden Merkur Spielautomaten, bei den ebenso bis zur Hälfte abgebaut werden könnten. Am Beispiel Niedersachsen zeigt sich wie eifrig das Unternehmen vor Gericht zieht und versucht zu retten was möglich ist, denn nicht nur Gewinne stehen auf dem Spiel, sondern zugleich tausende Arbeitsplätze.
Und so kommt der Konzern Gauselmann allein in Niedersachsen bereits auf die stolze Anzahl von mehr als 100 Klagen gegen verfügte Schließungen. Einige Teilerfolge konnte der Spielautomatenhersteller dabei schon feiern. Neben der vorläufigen Verlängerung für alle Spielhallen für beim Losverfahren unterlegene Betreiber, konnte Gauselmann noch diverse andere Spielotheken vorerst retten.
Allerdings nur wenn es das leidige Thema Abstandsregeln betraf. Denn sämtliche Klagen gegen die Regelung mit Mehrfachkonzessionen wurden zu Ungunsten der Besitzer der Spielhallen entschieden. Anders als bei den Mindestabständen, bei denen eine Entscheidung getroffen werden muss, welcher der beiden Betreiber seine Spielothek aufgeben muss, betreibt bei Mehrfachkonzessionen ein Besitzer mehrere Spielhallen unter einem Dach. Hier müssen immer bis auf ein Raum mit maximal 12 Merkur Spielautomaten alle weiteren dichtmachen.